22. März 2018

Über die Wupper gehen (Tag 4 - 6: Die Talsperren)

Tag 4: Wuppertal - Radevormwald (23 km)

Das Wetter hat sich geändert - die letzten drei Tage war es trocken und sonnig, heute ist ab Nachmittag Regen vorhergesagt. Das heißt: Zügig vorankommen, in der Hoffnung, noch trocken in Radevormwald anzukommen. Abends hatte ich mich noch lange mit einer Familie unterhalten, die auch gerne wandert, den Wupperweg aber gar nicht kannte. Nun ja, der Wupperweg ist nicht als Premiumweg zertifiziert, entsprechend unbekannt ist er.
Quelle: outdooractive.com
Entsprechend einsam sind manche Wegstrecken. Es gibt nicht alle 3 km Ruhebänke oder eine Schutzhütte, und stellenweise führt der Weg längere Zeit über Asphalt. Aber - und das ist ein großes Aber - der Weg hat bis jetzt einen sehr hohen Erlebnisfaktor. Es gibt immer etwas zu sehen unterwegs: Museen, Zeugnisse der Industrialisierung der Region, eine sehr schöne Landschaft, ja selbst eine Ritterburg und eine Seilbahn durfte ich schon erleben. Es gibt zig Hinweistafeln, die einem die Landschaft und die Bauwerke näher bringen. Und welcher Wanderweg führt schon mitten durch einen Zoo? Gut, der Wupperweg auch nicht, den Abstecher habe ich mir selbst eingebaut. Daher sehe ich den Wupperweg, auch wenn er ein Schattendasein führt, als durchaus gleichwertig zu anderen, prämierten, Flusswanderwegen an. Doch genug philosophiert, los gehts.

Steil geht es von der Jugendherberge aus bergauf zum Toelleturm. Dabei nutze ich die Trasse einer ehemaligen Zahnradbahn, die erholungsuchende Großstädter aus ihrem Mief in die Barmer Anlagen, einen großen Park führte. Hier treffe ich den Wupperweg wieder, der die Stadt auf den Südhängen umgeht und dabei auch munter auf und ab führt. Es geht durch die Barmer Anlagen durch und hinab zur Wupper, die ich in der Nähe der Autobahnbrücke der A1 unterquere. Der Weg führt am Stadtteil Laaken vorbei und wird wieder zum Waldpfad, der eine Wupperschleife umgeht, auf der sich eine große, laute Papierfabrik angesiedelt hat. Es wird ländlicher und ruhiger, schließlich ist Beyenburg erreicht, mit einer imposanten Kirche, einer hübschen Dorfkulisse und einem großen Stauwehr mit vorbildlich angelegter Lachstreppe. An einer kleinen Kapelle mache ich Rast, bevor ich die zweite Hälfte des Weges in Angriff nehme.

Die Wupper ist hier zu einem See aufgestaut, auf dem rege Wassersport betrieben wird. Der schmale Fahrweg zwischen See und stillgelegtem Bahndamm lässt ein zügiges Tempo zu, und schnell stehe ich in einer völlig anderen Welt - einem Industriehof, der aus dem vorletzten Jahrhundert stammen könnte. In Dahlerau wurde eine alte Textilfabrik umgebaut - ein Teil ist Museum, der größere Teil aber dient Start-Up-Unternehmen als Gewerbefläche. 



Der nächste markante Punkt ist der Bahnhof Dahlhausen, den Museumsbahnfreunde nutzen, um hier ihre historischen Fahrzeuge auszustellen. Auch hier führt der Wupperweg mitten über das Bahnhofsgelände. Der Weg folgt dem Bahngleis nun bis Krebsöge, wo das Gleis im Nichts endet - wenige hundert Meter weiter ist der Staudamm der Wupper-Talsperre. Ein Großteil des Ortes Krebsöge, einschließlich seinem ehemals bedeutenden Bahnhof, ist beim Bau der Talsperre abgerissen worden. Ich hätte mir gerne alles genauer angeschaut, aber der Bus, der mich ins vier km entfernte Radevormwald bringen sollten, stand bereits an der Haltestelle. 

In Radevormwald hatte ich nun etwas Zeit, um ein paar Sachen einzukaufen - und abends bei einem Italiener in der Fußgängerzone eine riesen Pizza zu vertilgen.


Tag 5: Radevormwald - Wipperfürth (23 km)

Nachdem ich gefrühstückt hatte, bringt der Linienbus mich wieder nach Krebsöge zurück, und ich nehme wieder Kurs auf den Wupperweg, der lange Zeit am Ufer der Talsperre entlangführt. Es ist neblig geworden, und die Stimmung sehr mystisch. Es ist still im Wald, und der See liegt spiegelglatt da.  Der Weg ist angenehm zu gehen - ein kleiner Pfad, der sich durch den Wald schlängelt. So komme ich gut 10 km voran, bis es anfängt, zu regnen. Eine Schutzhütte in der Nähe bietet sich an für eine Pause. 

Als der Regen etwas nachlässt, laufe ich weiter nach Hückeswagen und kann mich dort in einer Bäckerei bei ein paar belegten Brötchen und heißem Kaffee aufwärmen. Was nun? Auf direktem Weg sind es nach Wipperfürth 4 km, der Wupperweg nimmt unterwegs noch zwei Talsperren mit und kommt auf 10 km, es fährt aber auch ein Linienbus. Ich vertraue auf das Wetter und nehme den Wupperweg, lerne unterwegs einiges über Wasserwirtschaft und Talsperrenbau. Die letzten 3 km laufe ich durch strömenden Regen und komme klatschnass in Wipperfürth an. 

Noch bin ich allerdings nicht am Ziel, denn mein Quartier, ein über airbnb gebuchter Wohnwagen liegt etwas außerhalb in einem kleinen Weiler. Um den allerdings zu erreichen, steige ich wieder in einen Bus und freue mich, als mir Sarah, die Eigentümerin den schon vorgeheizten Wohnwagen aufschließt. Ich mache es mir gemütlich, wärme mir eine Dose Suppe mit ner Extrawurst auf und schaue, wie es draußen regnet und stürmt. Währenddessen trocknen meine Kleider
Tag 6: Wipperfürth - Marienheide (15 km)

Na toll, nun schneit es auch noch - immerhin kann ich in meinem Wohnwagen etwas ausschlafen, bevor ich mir mein Frühstück mache. Ich packe meine Sachen zusammen, die mittlerweile wieder getrocknet sind, räume den Wohnwagen auf und mache mich auf den Weg. Zunächst muss ich den Wupperweg wieder erreichen. Mein GPS-Gerät übernimmt die Führung durch die kleinen Siedlungen, und in Küppersherweg habe ich die Raute mit der 6 wieder. Der nächste Ort ist Ohl - leider ohne Bäckerei, Café oder Gasthaus. Weiter geht's auf schmalem Wald- und Wiesenpfad bis nach Schmitzwipper, einem kleinen Ort unterhalb der Lingesetalsperre. Hier verlasse ich den Wupperweg, wechsele auf einen Bahntrassenradweg und erreiche Marienheide. Bevor mein Zug nach Hause fährt, habe ich noch Zeit, im Supermarkt, der sich gleich neben dem Bahnhof befindet, ein paar Gebäckstücke zu kaufen und mir aus dem Automaten einen Kaffee zu ziehen. Es schneit wieder ... 

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